Auf der Suche nach Purpose mit David Blum
13. April 2022
26. September 2024
David Blum liebt Sinn, Abwechslung und Freiheit. Seitdem er gemerkt hat, dass eine klassische BWL-Karriere nichts für ihn ist, hat er sich auf die Suche nach einem sinnerfüllten Job gemacht und hilft nun mit Blum Coaching anderen Sinnsuchenden. Wie und wo man diesen finden kann, worum es bei Life Design geht und noch mehr verrät er uns im Interview!
1. Du hast deinen Beruf gewechselt, um mehr Sinn zu finden, was ist das heute?
Ich helfe sogenannten Scanner-Persönlichkeiten, das sind Menschen mit gefühlt 1.000 Interessen. Diese Personen hätten am liebsten 10 oder 20 Leben, um alle Ideen auszuleben, weil sie einfach so viel Neugier, Entdeckerlust und eben auch Fähigkeiten besitzen. Diesen Scanner-Persönlichkeiten helfe ich dabei, ihren Traumjob zu finden. Für mich bedeutet ein Traumjob eine Arbeit, für die ich morgens mit einem Grinsen aufstehe, mich auf meine Kolleg:innen und Aufgaben freue.
Dabei identifiziere ich mich nicht nur über meinen Job, sondern ich habe nebenbei auch erfüllende Hobbies und Herzensprojekte. Alles in allem habe ich ein buntes Leben und folge nicht dem Standard-Karriereleben, wo man abends um 20 Uhr nach Hause kommt, platt auf die Couch fällt, sich vielleicht noch eine Pizza reinzieht und sich dabei schon denkt: Oh Gott, morgen geht's schon wieder los.
2. Was sind Herzensprojekte und wie kann ich eines finden?
Herzensprojekte müssen gar nichts mit dem Hauptberuf zu tun haben. Meiner Auffassung nach setzten wir uns einem unglaublichen Druck aus, wenn ein Beruf alles vereinen muss. Geld und dauerhaftes Glück ist für einen Beruf schwer zu leisten. Deshalb bin ich Fan davon, Nebenprojekte zu betreiben, die wirklich Freude bereiten. Vor allem Menschen, die 1.000 Interessen haben, sollten überlegen, welche Herzensprojekte sie nebenbei betreiben könnten, die das Herz wirklich zum Hüpfen bringen.
Ich habe bei mir selbst und durch die Arbeit mit meiner Kundschaft festgestellt, dass es allerdings Zeit braucht, um die eigenen Herzensprojekte zu finden und zu verwirklichen.
Ich helfe Menschen dabei, erstmal mehr Flexibilität in ihrem Leben zu schaffen und zum Beispiel einen Job zu finden, der ihnen Remote-Arbeit ermöglicht. Eine andere Möglichkeit, ist die Arbeit auf 80 - 90% zu reduzieren, so dass zum Beispiel der Freitag komplett frei ist, um wirklich auszuprobieren und zu testen. Wenn mehr Zeit und Struktur geschaffen wurde, ist mehr Me Time möglich. Dann geht es um die Frage: Was ist eigentlich meine Passion oder wo liegen meine Leidenschaften? Um dafür eine Antwort zu finden, kann man an seine Vergangenheit denken. Was hat mich schon als Kind, als Jugendlicher begeistert? Was waren Highlights in meinen früheren Stationen und Jobs? Was war die beste Zeit meines Lebens? Dabei kommen ganz häufig Dinge und Schätze aus der Vergangenheit auf, die wir ganz vergessen hatten. Es können auch einfache Hobbies sein, wie Basteln oder Malen.
Zum Beispiel hat eine meiner Kundinnen kürzlich ihren Job gewechselt und die Arbeitszeit auf 80% reduziert. In ihrer restlichen Zeit designt sie nun Bauchtaschen und verkauft diese über einen Etsy-Shop nach San Francisco und Paris. Plötzlich hatte sie etwas, wofür sie brennt, ein Herzensprojekt und parallel arbeitet sie in einem Job, der ihr Freude und Sicherheit bringt. Was ist, wenn ich ein Herzensprojekt beginne und merke, dass es nun doch nicht meine Leidenschaft ist? Wir raten zu einem 30 Tage Turnus: Im Januar probierst du eine Idee aus, im Februar eine ganz andere. Egal, ob es darum geht, einen Podcast zu starten, ein Atelier zu mieten oder einen Fotografie Kurs zu belegen. Hauptsache, du fängst an und testest neue Leidenschaften. Zum Start gibt es auch eine Liste mit mehr als 50 Ideen von uns, mit welcher du starten kannst, um ein bisschen auszuprobieren, was dein Herz bewegt. Häufig findest du deine Passion nicht am Schreibtisch. Denn es geht darum, die Welt zu deinem Spielplatz zu machen!
3. Oft beschäftigst du dich mit Scanner-Persönlichkeiten, d.h. Menschen mit ganz vielen Interessen. Wie können solche Menschen herausfinden, was sie am meisten glücklich macht?
Speziell Scanner-Persönlichkeiten wie ich sind schnell damit überfordert, DIE eine Passion oder Berufung zu finden. Ich habe mir früher immer viel Druck gemacht, bis ich irgendwann erkannt habe, dass mich besonders meine vielen Interessen ausmachen! Genau wie das Springen zwischen ihnen, fast wie eine Biene, die von Blume zu Blume fliegt und Spaß daran hat, Neues auszuprobieren und zu entdecken. Anstelle eines Tiefseetauchers, der immer nur dasselbe macht und nur darin Experte ist, sollte man seine eigene Flexibilität schätzen. Man sollte sich deshalb zunächst den Druck nehmen, dass es nur eine Passion geben kann.
Um die eigenen Interessen und Leidenschaften zu finden, hilft es zum Beispiel, eine Art Tagebuch für den Alltag zu schreiben. Dort kann man aufschreiben, was einem Energie spendet und welche Momente einen glücklich machen. Das können Gespräche mit Kolleg:innen sein, einen Vortrag zu halten oder spazieren gehen. Man sollte sich im Alltag fragen: Wann spüre ich ein Herzklopfen? Wenn ich vor einem Excel-Sheet sitze, eine Präsentation vorbereite oder wenn ich eher etwas Kreatives mache? Häufig sind wir im Alltag mit Scheuklappen unterwegs und spüren gar nicht mehr, was uns anspricht. Es ist auch wichtig zu merken, was nervt mich besonders und worauf habe ich eigentlich gar keine Lust mehr?
4. Schon Frithjof Bergmann, Denker von New Work, hat Arbeit, die man wirklich wirklich will, propagiert. Wie sieht für dich die optimale New Work Welt aus?
Ich habe in meinem Podcast "Design your Life" einige Experten zum Thema New Work interviewt und dabei verstanden, dass dieser Begriff sehr groß gefächert ist. Für mich sieht das optimale New Work Konzept so aus, dass es Flexibilität und Selbstbestimmtheit im eigenen Tun gibt. Remote Arbeit gibt die Möglichkeit, dass man auch mal von Spanien oder von Berlin aus arbeiten kann.
Außerdem ist ein unglaublich wichtiger Faktor für mich, Arbeitszeiten darauf abzustimmen, wann die Mitarbeitenden am leistungsfähigsten sind. Natürlich kann es bestimmte Kernarbeitszeiten geben, in denen Meetings abgehalten werden. Dennoch sollte es einen persönlichen Gestaltungsspielraum geben. Während manche Menschen bereits um 6 Uhr morgens fit sind, tritt bei anderen vielleicht um 14 Uhr ein Energieloch ein und sie würden dann gern auf dem Tennisplatz stehen. Wir sollten nicht mehr in den ganz festen Strukturen denken, sondern den Fokus darauf setzen, das Potenzial unserer Mitarbeitenden auszuschöpfen und ihnen gleichzeitig eine tolle Zeit zu ermöglichen.
So gehen wir auch in unserem Unternehmen vor. So habe ich zum Beispiel unsere neue Mitarbeiterin zunächst nach ihren Big 5 for Life gefragt, also was ihre großen 5 Lebensthemen sind. Für sie sind Reisen und Flexibilität wichtig, deswegen ermöglichen wir ihr, dass sie von überall auf der Welt arbeiten kann. Aktuell hat sie ihre Arbeitszeit auf eine 80% Stelle geändert, damit sie wie unsere Kundschaft nebenbei vieles ausprobieren kann.
Natürlich ist auch Leadership ein wichtiges Thema bei New Work. Führungskräfte werden herausgefordert, weil sie einfach so vielen Mitarbeitenden gerecht werden müssen. Wir sollten unsere Mitarbeitende häufiger fragen, was sie lernen möchten und worin sie besser werden wollen? Dann sollten wir versuchen, diese Wünsche in aktuelle Projekte miteinzubeziehen.
Nicht zuletzt suchen wir alle immer nach einem Sinn für unser Tun. Dafür müssen wir meiner Auffassung nach nicht bei einer NGO arbeiten oder in Afrika Brunnen bauen. Wir können in ganz vielen verschiedenen Dingen Sinn finden, auch wenn wir zum Beispiel Marketing für einen Schokoriegel betreiben. Das Ziel für Führungskräfte sollte sein, den Arbeitnehmenden einen Sinn in ihrem Arbeitskontext zu schaffen. Das kann eben auch sein, dass du einfach ein herzlicher Mitarbeiter bist und den Teamspirit förderst.
New Work sollte einen Kontext schaffen, in dem man auch nach seinen eigenen Werten leben kann. Dafür muss man allerdings erstmal herausfinden, was die eigenen Werte sind und ob diese die gleichen sind, welche die Firma vertritt. Mit unserer Begleitung helfen wir Menschen herauszufinden, was sie eigentlich wirklich wollen und helfen dabei den passenden Job zu finden.
5. Arbeit und Leben sind eng verbunden und oft geht es bei dir auch um Life Design. Was verstehst du darunter und was hat es mit Arbeit zu tun?
Ich glaube, es ist heutzutage schwierig, die beiden Bereiche komplett zu trennen. Vor allem für klassische High Performer, die eine steile Karriere anstreben, ist es schwierig, abends abzuschalten. Ein häufiger Fehler ist, dass sich das Leben nur noch um den Job dreht.
Ich komme aus der klassischen BWL-Karriere, bin dann aufgestiegen zu Business Development, Consultant und so weiter und habe genau diesen Fehler begangen. Wir suchen uns Jobs, die Prestige geben, die gut in den Lebenslauf passen oder in die wir einfach rein geschlittert sind, weil sie sich so ergeben haben und wir nie richtig einen Plan gemacht haben, was uns eigentlich erfüllt. Dieser Job ist dann die Säule, um die sich alles dreht und woran sich alles anpassen muss.
Man hat wenig Zeit für Hobbys, ist abends genervt und nicht mehr der leidenschaftliche Partner, der man vielleicht gerne sein würde. So entsteht eine kleine graue Dunstwolke. Wenn die Arbeit dann auch nicht erfüllend oder glücklich macht, vergrößert sich die Wolke.
Spätestens dann sollte man sich fragen, was man eigentlich vom Leben möchte. Wie sieht eigentlich meine perfekte Woche aus? Wie viel Zeit möchte ich mit Freunden und Familie verbringen und mit wie viel Energie möchte ich nach Hause kommen? Man sollte ein eigenes Lebensbild erschaffen und sich dann fragen, welcher Job gibt diesen Rahmen? Häufig machen wir es leider andersherum, wir suchen uns einen Job und der vorgegebene Rahmen ist dann meist leider sehr klein.
Wir ziehen es in unseren Workshops anders auf, wir erschaffen erst das Lebensbild und finden dann einen Job, der wirklich zu dir passt. Viele Menschen denken, solche Jobs gibt es nicht, man muss eben nur genau wissen, was man will. Genau darum geht es auch in unserem Podcast Design Life, indem ich zu diesen Themen viele weitere Tipps teile.
Vielen Dank für dieses mitreißenden und spannende Interview, das nicht nur für Scanner-Persönlichkeiten viele Tipps mit auf den Lebensweg gibt!
Wenn ihr mehr über Scanner-Persönlichkeiten erfahren möchtet, empfiehlt David das Buch "Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste, was ich will" von Barbara Sher.
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