Markus Väth Portrait

New Work mit Markus Väth

Veröffentlicht:

30. März 2022

Aktualisiert:

26. September 2024

Hybrid Heroes

6

min

1. Wie ist die New Work Charta entstanden und was sind die Ziele?

Unsere New Work Charta ist aus zwei unterschiedlichen Impulsen entstanden. Das erste Ziel war es, den ursprünglichen New-Work-Ansatz von Frithjof Bergmann mit der Geschäftswelt in Einklang zu bringen. Dabei wollten wir weg von modernen, gehypten Bewegungen wie Agile und hin zu einer soliden Basis für New Work. 

Bergmann sah New Work als eine soziale Utopie. Wie können wir seine Sichtweise mit Unternehmen verbinden, deren Ziel die Gewinnerzielung ist? Die Antwort auf diese Frage sind unsere 5 Prinzipien von New Work: Freiheit, persönliche Verantwortung, Sinn, Entwicklung und soziale Verantwortung. Sie stellen einen Versuch dar, das ursprüngliche Konzept mit der modernen Wirtschaft in Einklang zu bringen.

Der zweite Impuls kam aus meiner Erfahrung aus 15 Jahren Einzelcoaching. Dabei konnte ich feststellen, dass die 5 Faktoren der New Work Charta auch die 5 Prinzipien sind, die den Menschen verändern und letztlich dazu führen, dass er etwas Neues wagt. 

Genau aus diesem Grund ist unsere New Work Charta das einzige Modell, das konsequent 5 Prinzipien für New Work propagiert, die nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Menschen und die Gesellschaft gelten.


2. Nicht nur Unternehmen kommen zu Ihnen, wenn es um New Work geht?

Bei Menschen ist es eigentlich immer eine Lebensentwicklung, die sich nicht auf den Bereich der Arbeit beschränken muss. Viele Menschen, die zu mir kommen, reflektieren ihr Leben und überlegen, wie es weitergehen soll und woraus sie Kraft schöpfen können. Das können zum Beispiel Menschen in Lebenskrisen oder während eines Burnouts sein, aber auch einfach jemand, der einen neuen Karriereschritt machen will.  

Wenn eine Person in einer solchen Situation etwas verändern will, dann gelten die 5 Prinzipien von New Work. Denn eigentlich ist New Work eine Arbeit, die man wirklich, wirklich will und die den eigenen Stärken und Bedürfnissen entspricht. Wohlgemerkt, wir sprechen hier von Arbeit, nicht von einem Job. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um bezahlte oder unbezahlte Arbeit handelt. Auch Betreuungsarbeit oder ehrenamtliche Tätigkeit kann eine Arbeit sein, die man wirklich will. Die 5 Prinzipien von New Work sind insofern hilfreich, als sie uns helfen, diese Arbeit individuell zu entdecken oder zu erkennen.


3. Ich würde behaupten, dass die New-Work-Bewegung durch die Pandemie an Aufmerksamkeit gewonnen hat. Wie sehen Sie diese Entwicklung und wie wurden Ihre Arbeit und die New Work Charta durch die Pandemie beeinflusst?

Die New Work Charta hat sich nicht verändert, denn ihre Prinzipien sind bewusst so abstrakt gehalten, dass jedes Unternehmen ihre Umsetzung individuell gestalten kann. Darunter fallen Fragen wie die Platzierung der Arbeitskräfte, die Strukturierung der Prozesse usw. 

Seit der Pandemie sind jedoch spezifische New-Work-Begriffe populär geworden, wie hybride Arbeit, Home-Office, Mobilarbeit, aber auch Arbeitszeit- und Arbeitsort-Souveränität. Diese Autonomie, wann und wo ich arbeiten kann, wird derzeit sehr gehypt und ist natürlich wichtig, aber wirklich nur ein bestimmter Teil von New Work.

Gleichzeitig gibt es viele Themen, über die heute noch nicht gesprochen wird, die aber in Zukunft sehr wichtig werden. Ich denke da an neue Machtverteilungen, neue Führung und eine Kultur der Beteiligung. Ein weiterer Aspekt ist das Konzept der Arbeitszeit. Wir werden in ein oder zwei Jahrzehnten mehr darüber diskutieren, aber schon heute gibt es das Schlagwort der "kurzen Vollzeit" mit 30 Stunden pro Woche. Meiner Meinung nach werden solche Modelle an Attraktivität gewinnen.

Außerdem stellt sich die Frage, für welche Art von Arbeit wir Menschen in Zukunft bezahlt werden. Immer mehr Aufgaben werden von KI (Künstliche Intelligenz) und Robotern übernommen, die digitale Produktivität steigt, während die des Menschen sinkt. In diesem Dilemma befindet sich unsere Gesellschaft bereits heute. Langfristig muss New Work daher auch die Frage beantworten, wie die Produktivität verteilt wird, welche Art von Arbeit bezahlt wird und wie die Menschen ausgebildet werden, um in einer Gesellschaft mit weniger oder unzureichend bezahlter menschlicher Arbeit zu leben.


4. Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung für Unternehmen in der heutigen Zeit?

Die größte Herausforderung besteht für mich eindeutig darin, dass wir die Arbeitenden nicht vergessen. New Work ist derzeit eine Elitediskussion, weil wir ausschließlich über Büroangestellte sprechen. Diese machen zwischen 40 und 50% der arbeitenden Bevölkerung in Deutschland aus. Die restlichen 50 bis 60% haben heute nichts von New Work, weil sich Denker und Unternehmen zu wenig darum kümmern.

Wir stehen derzeit an einem Kreuzung, diedarüber entscheidet, ob New Work ein Projekt für die gesamte Arbeitsgesellschaft wird oder ein Eliteprojekt für Büroangestellte bleibt.


5. Nun hat die Pandemie viele von uns ins Home-Office geschickt. In einer Ihrer Kolumnen haben Sie dies recht kritisch und fragend als "schwimmenden Tank" bezeichnet. Wie sehen Sie die Zukunft? Glauben Sie, dass wir ins Büro zurückkehren werden?

Ich glaube, dass sich der Home-Office-Hype abschwächen wird und sich ein hybrides Arbeitsmodell mit zwei bis drei Tagen Home-Office pro Woche durchsetzen wird. Nicht nur zahlreiche Studien, etwa von McKinsey, sondern auch Masterarbeiten, die ich persönlich betreue, kommen zu diesem Ergebnis. 

Die Notwendigkeit und der Einsatz von Home-Office wird sich also normalisieren. Gleichzeitig muss es aber auch professioneller werden. Bislang arbeiten wir in einem Behelfssystem aus Home-Office, Home Schooling und Küchenwand. Es gibt noch viel zu tun im Bereich der (digitalen) Infrastruktur, VPN-Kanäle, Software und mehr.


6. Sehen Sie für die Zukunft weitere Trends im Bereich der neuen Arbeit?

Ja, ich denke, dass eine Änderung des Bildungssystems notwendig sein wird. Obwohl dies nicht direkt Teil von New Work ist, spielt es in das Feld hinein. Heutzutage gibt es in jedem öffentlichen Bildungssystem der Welt die gleiche Hierarchie: Technik und Naturwissenschaften an der Spitze, Geisteswissenschaften darunter und die Künste am unteren Ende. Diese Hierarchie der Lehrinhalte besteht seit dem 19. Jahrhundert und hat bisher gut funktioniert. Für unsere neue Arbeitswelt muss sie jedoch neu strukturiert werden. Wir müssen uns daher jetzt fragen, welche Hierarchie wir bzw. unsere Kinder brauchen, um New Work zu meistern. Für mich ist das eine der spannendsten Fragen der nächsten 30 Jahre.


Vielen Dank, Herr Väth, für dieses interessante Gespräch mit vielen Impulsen und Denkanstößen!

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New Work mit Markus Väth

Julia

Julia Dejakum ist eine erfahrene Marken- und Marketingmanagerin mit Spezialisierung auf hybride Arbeitslösungen. Sie ist bekannt für ihre innovativen Strategien und kombiniert gekonnt die Prinzipien der Markenentwicklung mit den feinen Nuancen von remoten und persönlichen Arbeitsumgebungen.

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