Benjamin Rolffs Portrait

Alles über New Performance - ein Gespräch mit Benjamin Rolff

Veröffentlicht:

28. März 2022

Aktualisiert:

26. September 2024

Hybrid Heroes

5

min

1. New Performance ist zu einem Modewort geworden, was bedeutet das für dich?

Viele Menschen denken bei New Performance an Hochleistung oder "höher, schneller, weiter". Für mich geht es eher darum, die Chancen der sich verändernden Arbeitswelt zu nutzen, um nicht nur anders, sondern besser zu arbeiten. Letztendlich sollten wir in der Lage sein, gesündere, nachhaltigere und sinnvollere Leistungen zu erbringen. Dies lässt sich durch zunehmende Flexibilität erreichen, sei es in Bezug auf den Ort, die Zeit oder in gewissem Maße auch den Inhalt.

Ein weiterer Aspekt von New Work und New Performance ist für mich der Zweck. Es geht um die Frage: Wozu und Warum? - Was ist mein innerer Antrieb, der mich jeden Tag meine Arbeit machen lässt? Und wofür machen wir zum Beispiel dieses Interview? Aus dem Warum entsteht ein nachhaltiger Antrieb, der für mich die Basis von New Performance ist.

Kurz und bündig: New Performance ist eine gesunde und nachhaltige Sichtweise von Leistung, die durch die Veränderungen in der Arbeitswelt ermöglicht wird.


2. Als Coach hilfst du Menschen, ihre Denkweise umzusetzen. Wie kann ich damit anfangen?

Das ist eine wichtige Frage, denn New Performance beginnt immer zuerst bei jedem Einzelnen selbst. Jeder sollte zunächst über seine eigenen Bedürfnisse, seine eigene Leistung und seine eigene Art zu arbeiten nachdenken. Wie ich schon sagte, spielt die eigene Bestimmung eine besonders wichtige Rolle: Was motiviert mich bei der Arbeit, was treibt mich an? Welchen Fähigkeiten und Leidenschaften möchte ich mehr Raum geben? Und was sind die Momente, in denen ich im Flow arbeite oder super Beiträge leiste, wann ist es eher das Gegenteil? 

Das Gleiche gilt für den Gesundheitszustand: Wann bin ich geistig am besten drauf? Ziehe ich es vor, meine Ruhe zu haben und von zu Hause aus zu arbeiten, oder vermisse ich den sozialen Aspekt? Kann ich im Remote-Modus zu Hause abschalten oder mache ich dann oft ungewollt Überstunden? Fühle ich mich durch den ständigen Wechsel in einem hybriden Arbeitsmodell überfordert?

Wer seine eigenen Bedürfnisse erkennt und gute Wege findet, mit ihnen umzugehen, arbeitet gesünder und findet schneller seinen Flow. Im besten Fall werden diese Bedürfnisse und Wege vergemeinschaftet, sei es in einem Team oder einem Unternehmen. Denn New Performance bedeutet nicht, egoistisch zu sein, sondern im Team sollte sich jeder öffnen, um passende Lösungen zu finden. Es sollte überlegt werden, welche Arbeitsmodelle für alle möglich sind und wie Konzepte dafür angepasst werden können.

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3. Was können Unternehmen tun, um Zweckmäßigkeit und eine neue Leistungskultur zu fördern?

Zunächst einmal ist es wichtig, dass Unternehmen ihren Mitarbeitenden vertrauen und ihnen die Möglichkeit geben ihre Bedürfnisse offen zu äußern. Letztlich geht es aber darum, transparente und gemeinsame Lösungen zu finden, die das Team als Ganzes voranbringen. Dazu müssen vor allem Führungskräfte einladen und Formate zur Verfügung stellen, damit die Mitarbeitenden ihre eigenen Anliegen und Bedürfnisse äußern können. Damit soll die Unternehmenskultur gefördert werden; Mitarbeitende können dieses Angebot nutzen, müssen es aber nicht, da diese Themen auch persönlich sind. Ein offener Austausch von Gesprächen kann auch eine Chance sein, die Vertrauens- und Leistungskultur nachhaltig zu stärken. 

Der zweite Schritt ist die Ernsthaftigkeit, d.h. nicht nur reden, sondern auch handeln. Nachdem die aktuelle Situation und der Bedarf ermittelt wurden, sollten Lösungsmodelle zeitnah umgesetzt werden, denen dann auch Taten folgen. So können beispielsweise Rituale verändert werden, wie die Einführung eines meetingfreien Mittwochs für konzentrierteres Arbeiten oder regelmäßige Treffen zu einem bestimmten Thema. Aber auch die Anpassung des hybriden Arbeitsmodells fällt in diesen Bereich. Wichtig finde ich an dieser Stelle, dass es nicht darum geht, eine Lösung für immer zu finden. Vielmehr sollte iterativ experimentiert und reflektiert werden, um Wege zu nachhaltiger Leistung zu finden.

4. Du hast mit vielen deutschen Unternehmen über dieses Thema gesprochen. Wie ist der Stand der Dinge in Deutschland?

Ich sehe die Situation nach wie vor als sehr heterogen an. Viele Unternehmen haben schon vor der Pandemie digital und flexibel gearbeitet, darunter viele Dienstleistungsunternehmen wie Beratungsfirmen oder vertriebsorientierte Organisationen.

Aber es gibt auch viele Unternehmen, die traditionell arbeiten, in denen die Mehrheit der Mitarbeitenden vom Headquarter aus tätig ist. In diese Kategorie fallen viele Unternehmen des Produktionsgewerbes, wo die Unterschiede in der Unternehmenskultur gerade jetzt deutlich werden. Für einige waren freiere Arbeitsformen schon vor der Pandemie ein Thema; diese Unternehmen haben sich schon damals mit modernen Arbeitsformen auseinandergesetzt. Heute wollen andere Unternehmen so schnell wie möglich zur alten Normalität zurückkehren und ihre Mitarbeitende wieder ins Büro holen. Das hat oft mit mangelndem Vertrauen zu tun, aber auch mit den Anforderungen, gute Arbeit flexibel zu ermöglichen.

Schließlich gibt es natürlich auch viele kleinere Gruppierungen, die ihren eigenen Weg gehen. Dennoch lassen sich diese großen Trends auch in Deutschland beobachten. 

5. Ein kleiner Themenwechsel: Leistungsbeobachtung ist für viele Unternehmen ein wichtiges Thema. Es gibt viele Unternehmen, die befürchten, dass die Leistung ihrer Mitarbeitenden im Home-Office langfristig sinken könnte. Wie geht New Performance mit dem Performance Tracking um? 

Um Arbeitsleistung messen zu können, müsste man zunächst einmal genau definieren, was Leistung überhaupt bedeutet. Gerade in der Wissensarbeit wird der Leistungsbegriff immer komplexer, auch weil die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben immer mehr verschwimmen. Zeit und Präsenz haben in der neuen Arbeitswelt weniger Bedeutung. Wir kennen das wahrscheinlich aus unserem eigenen Alltag: Viele Ideen entstehen nicht nur am Schreibtisch zwischen 9 und 17 Uhr, sondern auch, wenn wir nicht vor dem Computer sitzen, unter der Dusche, in der Mittagspause im Park oder nach der Arbeit bei einem Gespräch mit einem Freund. Man kann Leistung nicht mehr zeitlich und örtlich eingrenzen, wo und wann beginnt sie und wo endet die Arbeit?

Ein sehr wichtiger Aspekt eines effektiven Leistungsmanagements sind jedoch gemeinsame Ziele. Viele Teams verwenden die Methode der OKRs (Objectives and Key Results). Dies kann ein wirklich nützliches Instrument sein, um Ziele transparent und messbar zu machen und auch den Beitrag der einzelnen Teammitglieder zu veranschaulichen. Dennoch bleibt es sehr komplex, die Leistung jedes Einzelnen für das große Ganze zu messen und zu bewerten.

Ich halte daher wenig von klassischer Leistungsbeurteilung, sondern viel mehr von Leistungsentwicklung. Individuelle Wachstumsgespräche, Leistungsentwicklung, Coaching und dergleichen machen daher mehr Sinn. Als Führungskraft sollte ich herausfinden, was für ein Mensch vor mir sitzt, was will dieser Mensch, wie kann ich helfen, damit dieser Mensch sein volles Potenzial entfalten kann.


6. Leistung ist auch im Triathlon ein wichtiges Thema. Siehst du Parallelen zwischen Sport und New Performance? Wenn ja, welche?

Genau, ich bin selbst begeisterter Triathlet und konnte von Leistungssportlern Strategien lernen, die für die Arbeitswelt sehr nützlich sind, aber dort noch lange nicht angekommen sind. 

Leistungssportler können es sich nicht leisten, ihre eigene Leistung und Gesundheit zu gefährden. Ein enormer Teil der Karriere eines Sportlers besteht darin, sich um sich selbst zu kümmern, zu regenerieren und zu erholen. Deshalb ist das Training kontrolliert und gezielt, manchmal intensiv, aber auch sehr regenerativ. In der Arbeitswelt beobachte ich jedoch das genaue Gegenteil. Wir gehen ungezielt und unstrukturiert mit unserer Leistung um. Von Arbeitnehmenden wird erwartet, dass sie ohne Unterbrechung Vollgas geben, bis sie irgendwann so erschöpft sind, dass sie einfach mehr Ruhe brauchen. Genau deshalb steigen die Zahlen von psychischem Stress, Burnouts oder Depressionen. Würde ein Leistungssportler das tun, wäre seine Karriere wahrscheinlich innerhalb weniger Jahre vorbei.

Wir müssen also unsere Leistung nachhaltig gestalten, und genau das lehrt mich der Triathlon. Wenn ich zu viel trainiere, zeigt mir mein Körper das ziemlich schnell. In diesem Sinne müssen wir anfangen, das Arbeitsleben als Ausdauersport und nicht als Sprint zu betrachten!


Vielen Dank für das tolle Interview, Benjamin! Wenn ihr noch mehr über New Performance erfahren möchtet, könnt ihr auf Benjamins Blog oder LinkedIn vorbeischauen und noch mehr Denkanstöße erhalten! Hört euch auch seine faszinierenden Geschichten auf seinem New Performance Spotify und Apple Podcast an.

Alles über New Performance - ein Gespräch mit Benjamin Rolff

Julia

Julia Dejakum ist eine erfahrene Marken- und Marketingmanagerin mit Spezialisierung auf hybride Arbeitslösungen. Sie ist bekannt für ihre innovativen Strategien und kombiniert gekonnt die Prinzipien der Markenentwicklung mit den feinen Nuancen von remoten und persönlichen Arbeitsumgebungen.

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