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Hybridarbeit

3 Tipps zur effektiven Unterstützung der psychischen Gesundheit von Remote- und Hybrid-Teams

Veröffentlicht:

23. Februar 2023

Aktualisiert:

2. März 2023

von Kimberly Breuer 

Portrait von Kimberly Breuer

Kimberly Breuer ist Co-Gründering und Geschäftsführerin von Likeminded. Als Psychologin und ehemalige Beraterin gründete sie Likeminded, um so vielen Menschen wie möglich einen einfachen Zugang zu psychologischer Unterstützung zu ermöglichen und damit den Status quo im Bereich der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz zu verändern. Likeminded ermöglicht es Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden, Verantwortung für ihr psychisches Wohlbefinden zu übernehmen und eine nachhaltige Unternehmenskultur zu schaffen.

Heutzutage arbeiten 8 von 10 Personen in einer hybriden oder remoten Arbeitsumgebung [2]. Inzwischen haben viele Arbeitnehmende und Arbeitgebende ihre Arbeitsstrukturen und Arbeitsweisen an diese Realität angepasst. Die meisten sind mental noch nicht ganz so weit.

Typische Herausforderungen für die psychische Gesundheit von Remote- und Hybrid-Teams

Die Herausforderungen für die psychische Gesundheit sind sicherlich sehr unterschiedlich und hängen von der Persönlichkeit, den individuellen Bedürfnissen und den besonderen Umständen jedes einzelnen Mitarbeitenden ab. Nichtsdestotrotz scheinen einige Probleme bei Hybrid- und Remote-Arbeitskräften recht bekannt zu sein:

  1. Grenzen setzen: Das Fehlen einer physischen Grenze zwischen Arbeits- und Privatbereich erschwert es Mitarbeitenden nach der Arbeit oder am Wochenende wirklich abzuschalten. Darüber hinaus müssen weniger greifbare Grenzen gesetzt werden, um sicherzustellen, dass der Stress wirksam bewältigt und in Phasen der Erholung und Entspannung losgelassen werden kann.
  2. Einsamkeit: Während der Pandemie wurde vielen von uns bewusst, wie wichtig die soziale Natur unseres Daseins ist und dass ein Zoom-Anruf nicht immer die physische Interaktion mit anderen ersetzt. Vor allem für Remote-Mitarbeitende kann ein Mangel an realen Interaktionen zu Gefühlen der Isolation und Einsamkeit führen.
  3. Verbundenheit mit dem Team: Eine hitzige Brainstorming-Session, das wöchentliche All-Hands, Kaffeegespräche, gemeinsame Mittagessen und After-Work-Drinks am Freitag - all diese größeren und kleineren Interaktionen stärken die Verbundenheit, die wir mit unserem Team empfinden. Wenn man sich nicht aktiv darum kümmert, können Hybrid- und Remote-Teams die Bindung zu ihren Kolleg:innen weniger gut pflegen, was zu einem Rückgang des Teamgeistes führt. Vor allem hybride Teams müssen sich um Mitarbeitende kümmern, die nicht (so oft) vor Ort sind, weil sie sich schneller "ausgegrenzt" fühlen.
  4. Mangelnde Wertschätzung: "Weniger sichtbar" zu sein, kann für Remote- und Hybrid-Mitarbeitende einige Herausforderungen mit sich bringen. Unter anderem könnten sie das Gefühl haben, dass sie die Extrameile gehen müssen, um das Lob und die Anerkennung zu erhalten, die sie verdienen. Studien haben gezeigt, dass Remote-Mitarbeitende zwar in der Regel härter arbeiten als ihre nicht-remote Kolleg:innen, aber weniger wahrscheinlich befördert werden oder Prämien erhalten [3]. 
  5. Unterstützung erhalten: Außerdem ist es für Führungskräfte und Kolleg:innen in der Regel schwieriger, Warnzeichen für psychische Probleme in remoten und hybriden Arbeitsformen zu erkennen. Sie müssen sich bewusster darum bemühen, auf ihre Kolleg:innen zuzugehen. Das Gleiche gilt für Remote-Arbeitskräfte, die ihre Probleme offener ansprechen müssen. 
eine Frau, die an ihrem Schreibtisch sitzt und gestresst wirkt.

Wie kann man Remote- und Hybrid-Mitarbeitende unterstützen 

Die Herausforderungen für die psychische Gesundheit bei Remote-Arbeit und hybriden Arbeitsformen sind zwar beträchtlich, können aber mit den richtigen Maßnahmen erfolgreich bewältigt werden. 

Das können Arbeitgebende und insbesondere Führungskräfte tun:

1. Mitarbeitenden Orientierung geben

Als Unternehmen könnt ihr Remote-Mitarbeitenden Orientierung geben, indem ihr offen über wichtige Herausforderungen sprecht. Ermutigt sie, Pausen zu machen, zu sagen, wenn sie sich nicht wohl fühlen, und ihre Bedenken zu äußern, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Ergebnisse nicht gesehen werden. Gebt ihnen Tipps, wie man "greifbare" Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben schaffen kann, indem man die Kleidung wechselt, eine andere Beleuchtung oder andere Düfte verwendet oder Rituale wie einen "Feierabendspaziergang" einführt.

Orientierung zu geben bedeutet auch Mitarbeitende wissen zu lassen, wo und bei wem sie sich Hilfe holen können, wenn sie sich überfordert fühlen. Die Aufnahme solcher Informationen in die jeweiligen Onboarding-Unterlagen und die Weitergabe dieser Informationen in einem sinnvollen Rhythmus, z.B. während einer All-Hands- oder Lunch-&-Learn-Session, stellt sicher, dass sie allen bekannt sind.

schwarzer Kompass liegt auf einem Papier 

2. Mit gutem Beispiel vorangehen

Als Führungskraft könnt ihr zur Überwindung typischer Herausforderungen  für die psychische Gesundheit beitragen, indem ihr ein Vorbild seid und euer Team zu gutem Verhalten ermutigt. Fangt an, offen über psychische Gesundheit in eurem Team zu sprechen. Wenn möglich, könnt ihr auch persönliche Einblicke geben, z.B. eine schwierige Zeit, die ihr hattet, oder wie ihr bestimmte Dynamiken im Team wahrnehmt.

Die richtige Einstellung zu haben, bedeutet auch, sich der psychischen Gesundheits-Probleme bewusst zu sein und entsprechend zu handeln. Wenn man zum Beispiel weiß, dass das Setzen von Grenzen für viele Remote-Mitarbeitende eine große Herausforderung darstellt, sollten späte Anrufe und Nachrichten nach Möglichkeit für den nächsten Tag geplant werden. Andernfalls können sie sich negativ auf das Wohlbefinden und die Produktivität der Mitarbeitenden auswirken.

Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist auch, dass ihr für das Feedback eurer Mitarbeitenden offen seid und es entgegennehmt. Wenn sie sich also mit Sorgen oder Problemen an euch wenden, nehmt euch die Zeit, ihnen wirklich zuzuhören, anstatt sie abzuweisen, und zeigt Unterstützung, indem ihr gemeinsam an Lösungen arbeitet.

Regelmäßige Gespräche mit euren Teammitgliedern können dazu beitragen, dass sich Mitarbeitende mehr gesehen fühlen, das Gefühl der Einsamkeit verringern und wichtige Gespräche über ihr psychisches Wohlbefinden anregen. Neben der Durchführung von Check-ins mit euren Vorgesetzten könnt ihr auch Check-ins zwischen den Teammitgliedern fördern. Vielleicht sogar über Funktionen hinaus.

3. Bewusstsein als Unternehmen schaffen

Als Unternehmen Bewusstsein zu schaffen bedeutet, sich des Status quo bewusst zu sein. Mitarbeiterbefragungen und qualitative Check-Ins mit dem Team können euch helfen, Probleme zu erkennen und zu benennen und zu handeln, bevor es zu spät ist.

Neben der Bewusstseinsbildung könnt ihr auch dazu beitragen, eure Belegschaft über psychische Gesundheit aufzuklären, indem ihr Ressourcen zur Selbsthilfe bereitstellt, damit Mitarbeitende die Symptome bei sich selbst und anderen erkennen können. Dies kann z.B. durch Experten-Webinare, Guides, Video-Ressourcen von Experten oder den Zugang zu einem Partner für psychische Gesundheit wie Likeminded geschehen. Viele Unternehmen profitieren auch von der Weiterbildung von Führungskräften und Personalverantwortlichen zum Thema psychische Gesundheit am Arbeitsplatz.

Und schließlich könnt ihr als Arbeitgebende die richtige, standortunabhängige Infrastruktur für eine psychisch gesunde Belegschaft bereitstellen. Das kann bedeuten, dass ihr Werte, Richtlinien und Schulungen für offene Kommunikation und Feedback schafft. Außerdem solltet ihr Mitarbeitenden nach Möglichkeit Flexibilität bieten. Einige Mitarbeitende wünschen sich vielleicht eine einfache Möglichkeit, ihre Kolleg:innen zu sehen - auch wenn dies nur selten der Fall ist. Denkt also über flexible Buchungsoptionen für Schreibtische nach, damit sich Teams treffen können, wenn sie das Bedürfnis danach haben.

Zwei Personen halten Hände 

‍Fazit

Auch wenn es sich wie die allgegenwärtige Realität anfühlt, sind Remote- und Hybridarbeit für die meisten von uns noch recht neue Konzepte. Es braucht Zeit und sicherlich bewusste Anstrengung aller Beteiligten, um den richtigen Weg zu Arbeiten mit Berücksichtigung der psychischen Gesundheit zu finden.

Arbeitnehmende und Arbeitgebende müssen an einem Strang ziehen und ihre Bedürfnisse und Erwartungen offen austauschen, damit Remote-Arbeit und hybride Arbeitsformen funktionieren. Auf diese Weise können wir nicht nur ein produktives, sondern auch ein nachhaltiges System schaffen, das gut für unser Wohlbefinden ist.

[1] https://codesubmit.io/blog/remote-work-statistics/

[2] https://www.forbes.com/sites/lucianapaulise/2022/12/08/the-2022-status-of-remote-work-and-top-future-predictions

[3] https://www.forbes.com/sites/nigeldavies/2021/04/19/new-data-reveals-how-remote-workers-are-getting-short-changed/?sh=864837e5de09 

3 Tipps zur effektiven Unterstützung der psychischen Gesundheit von Remote- und Hybrid-Teams